„Das können wir selber” – Alternative Soziale Netzwerke und Cloudsysteme
Daten – unsere Daten – sind zur Grundlage von Geschäftsmodellen geworden. Über soziale Graphen und die Analyse von Beziehungsnetzwerken werden sie zur Bildung von Profilen verwendet. Über viele Jahre angereichert und verfeinert. Diese Daten sind von hohem Interesse für Werbetreibende und Marketingverantwortliche, für Meinungsforscher und -Macher, aber auch für Nachrichtendienste, wie wir durch die Snowden-Enthüllungen wissen und wie das neue BND-Gesetz, das am 21. Oktober 2016 durch den Bundestag verabschiedet worden ist, illustriert. Im aktuellen Geheimdienst-Untersuchungsausschuss als rechtswidrig bewertete Überwachungspraktiken sind nun legalisiert, zusätzliche Befugnisse des Geheimdienstes auf diesem Feld deutlich ausgeweitet.
Im Wissen um die allgegenwärtige Datensammelei und aus einem damit verbunden diffusen, unangenehmen Gefühl geben nicht Wenige in Befragungen an, sich innerhalb der “Walled Gardens” der Facebooks, Snapchats und Googles dieser Welt mehr Privatsphäre zu wünschen – ohne dass dabei aber Funktionalitäten oder Vernetzungsmöglichkeiten eingeschränkt werden sollen. Ein Spannungsfeld das die Forschung als Privacy Paradox beschriebt.
Oft scheint ein Ausstieg aus Sozialen Netzwerken für NutzerInnen undenkbar, wenn Arbeitskollegen, Kommilitonen, Freunde und Familie ihre Freizeit darüber planen und Freundschaftsbande den gesamten Globus überspannen. Mittlerweile vertrauen wir aber nicht nur unseren Alltag sozialen Netzen an, wir laden gleichermaßen Gigabyte an digitalisierten Erinnerungen in zentrale Clouds.
Gibt es jenseits der großen Zentralen Alternativen? Was macht ein Soziales Netzwerk aus? Wie kann ich, ohne eine Cloud der großen Anbieter zu nutzen, von überall auf meine Dokumente oder Fotografien zugreifen und diese teilen? Kann ich selbst ein Soziales Netzwerk betreiben? Erlange ich dadurch mehr Selbstbestimmung und Souveränität im Internet?
Mit diesen Fragen wollen wir uns auf der CryptoParty am 9. November ab 19 Uhr im sublab, Karl-Heine-Straße 93, 04229 Leipzig/Westwerk befassen.
Wir stellen alternative, föderierte Netzwerke vor, zeigen die Möglichkeiten selbst betriebener Clouds auf, bringen die Verwendung von verschlüsselten Zero-Knowlege-Cloudspeichern näher und demonstrieren den Betrieb eines eigenen Blogs in Grundzügen, jenseits von Tumblr und Medium.
Zu einer lebendigen Debatte um das Für und Wider dieser Alternativen und zu deren Kennenlernen durch Ausprobieren laden wir herzlich ein.
Da es im sublab bereits schon recht frisch ist, sind warme Kleidung und eine Decke sicher eine gut Idee 🙂