Im Zweiten Halbjahr gehen wir mit unseren CryptoParties von Juli bis Dezember in Leipzig auf Tour. Zum einen steht das sublab als Ort nicht mehr zur Verfügung weil der Hacker- und OpenSpace zu Ende Juli aufgelöst wird und er aus den angestammten Räumen verdrängt wurde, zum andern sehen wir es als Chance an verschieden Orten auch andere Menschen zu erreichen und zu treffen. Wir sind sehr gespannt wie sich dieser Versuch entwickeln wird und freuen uns auf zahlreiche Teilnehmende an den Veranstaltungen. Wie bisher ist der Eintritt kostenfrei. Über eine Spende, die dabei hilft, unsere Ausgaben für Raum und Technik zu senken oder gar zu decken, freuen wir uns.
Für Fragen zwischendurch gibt’s unser Diskussionsforum, auch Anregungen und Anmerkungen sind dort gern willkommen. Einfach registrieren und loslegen, E-Mail-Adresse genügt ;-).
Hier die Termine und Orte sowie alle Themen:
- 13. Juli 2017 · ab 19.00 Uhr · Pöge-Haus, Hedwigstraße 20, 04315 Leipzig,
Beobachte mich nicht – Sicher Surfen und Anonymisierung im Internet - 9. August 2017 · ab 19.00 Uhr · naTo, Karl-Liebknecht-Straße 48, 04275 Leipzig
Wir unterhalten uns privat – Verschlüsselte Messenger- und Chat-Anwendungen auf Mobilgeräten und PCs - 20. September 2017 · ab 19.00 Uhr · Haus- und WagenRat, Georg-Schwarz-Straße 19, 04177 Leipzig
Das können wir selber – Alternative Soziale Netzwerke, Cloud-Systeme und Backups - 17. Oktober 2017 · ab 19.00 Uhr ·
Landesfilmdienst Sachsen für Jugend- und Erwachsenenbildung e.V., Karl-Heine-Sr. 83, 04229 LeipzigNEU: Pöge-Haus, Hedwigstraße 20, 04315 Leipzig,
Der elektronische Briefumschlag – Asymmetrische Verschlüsselung, Passwörter und Passwort-Manager, E-Mail-Verschlüsselung mit PGP - 7. November 2017 · ab 19.00 Uhr · Basislager Coworking, Peterssteinweg 14, 04107 Leipzig
Keiner soll es erraten – Symmetrische Verschlüsselung, Datei- und Festplattenverschlüsselung - 5. Dezember 2017 · ab 19.00 Uhr · Basislager Coworking, Peterssteinweg 14, 04107 Leipzig
Datenverkehr unter Kontrolle – Security by isolation: privat mit Windows 10, virtuelle Maschinen und Systeme
Warum eigentlich?
Im 1. Halbjahr 2017 sind fortlaufend Gesetze beschlossen worden, die die Befugnisse von staatlichen Behörden zur elektronischen Überwachung erheblich ausweiten: Von der verstärkten Videoüberwachung öffentlicher und privater Plätze und Einrichtungen über die Möglichkeiten zur automatisierten Abfrage biometrischer Gesichtfoto-Datenbanken der Einwohnermeldebehörden bereits zur Aufklärung von Ordnungswidrigkeiten bis zur Neuauflage der höchst umstritten Ermittlungsinstrumente Onlinedurchsuchung und Quellen-Telekommunikationsüberwachung. Ab 1. 7. 2017 soll darüber hinaus die nicht minder kontrovers diskutierte neue Vorratsdatenspeicherung in Kraft treten, auch wenn das Oberverwaltungsgericht NRW die Neuregelung in einem Einzefall ausgesetzt hat und als aktuellem Europarecht widersprechend einordnet.
Nach wie vor agieren große Player der Digitalwirtschaft intransparent und räumen sich umfangreiche Rechte an den bei ihnen abgelegten Nutzerdaten ein.
Die Umsetzung der europäischen Datenschutzgrundverordnung in nationales Recht hat in Deutschland unter Federführung des Innenministeriums leider im Wesentlichen zu einer Absenkung des bisherigen Schutzstandards geführt. Weiter wird in Reden von Regierungspolitikern Datenschutz als Investitions- und Innovationshemniss dargestellt, das es umzudeuten oder abzuschaffen gälte.
Nahezu täglich werden erfolgreiche Hackerangriffe publik, bei denen große Mengen von Zugangsdaten kopiert und in Umlauf gebracht worden sind oder zum Verkauf stehen. Oft stellt sich dabei heraus, das die Daten völlig unzureichend gesichert und die eingesetzten Algorithmen überholt sind. Identitätsdiebstahl kann eine für die Betroffenen unangenehme Folge sein.
Auch individuelle Systeme werden zunehmend von Verschlüsselungstrojanern angegriffen, deren Sinnen auf die Erpressung von Lösegeld für die verschlüsselten Daten gerichtet ist – Ausgang selbst bei Zahlung ungewiss.
Den Schutz der eigenen Daten und der Vertraulichkeit ihre Kommunikation müssen die Bürger*Innen unter diesen Vorzeichen selbst in die Hand nehmen. Unter dem Schlagwort „Digitale Selbstverteidigung“ sind die Aktivitäten zusammengefasst, die Jede und Jeder Einzelne gegen den ungesteuerten Verlust der Kontrolle über seine Daten, und damit mindesten einen Teil seiner Autonomie und Persönlichkeit, in Anwendung bringen kann.
Mitmachen!
In praxisorientierter, anwenderfreundlicher und verständlicher Weise informieren wir über Möglichkeiten und Grenzen von Verschlüsselungs- und Anonymisierungsprogrammen und -techniken und zeigen deren Einsatz.
Am Beginn steht die Frage nach der Bedrohungslage (Threat Model): Wer will wie und wo an meine Daten? Wogegen muss ich meine Daten also schützen? Das erlaubt, zu geeigneten Sicherheitsentscheidungen zu gelangen und ein persönliches Schutzniveau zu finden. Oft wird dies auf eine Entscheidung zwischen Sicherheit und Bequemlichkeit hinaus laufen.
Für den praktischen Teil bei allen Veranstaltungen ist es sinnvoll, eigene Geräte (Laptop, Computer, Smartphone etc.) mitzubringen. Vorkenntnisse sind immer hilfreich aber nicht notwendig.
Wir freuen uns auf euch!