SmartCity

Vernetzes Utopia.

Die Stadt der Zukunft im goldenen Zeitalter der Überwachung

Die Vision des „ubiquitous computing“ – als lückenlose Vernetzung allgegenwärtiger Computer – macht unter dem Buzzword „Smart“ Karriere. Mit der Idee der „SmartCity“ beeinflusst sie aktuelle Stadtplanungen mit Auswirkungen für die nächsten 20 bis 50 Jahre. Mit dem Internet of Things (IoT) zieht sie in den Alltag ein. Die mit den anfallenden Daten gefütterten Big-Data-Algorithmen bereiten immer stärker Entscheidungen vor oder treffen sie zunehmend selbstständig.

In einer smarten Umwelt führt automatische Datenerfassung über Sensoren und deren Verarbeitung in immer größerem Umfang unvorstellbare Datenmengen von Individuen und den sie umgebenden Dingen zusammen. Dabei fügt die Digitalisierung des Raumes mit flächendeckender Sensorik der vollständigen Erfassung des täglichen Lebens von Bürger*Innen und Nutzer*Innen weitere Datenebenen zur Profilierung persönlichen Verhaltens hinzu. In Werkzeugen und Alltagsgegenständen integrierte Technologie kommuniziert selbstständig, stimmt sich untereinander ab und optimiert sich im Rahmen des maschinellen Lernens, um dem Anwender*Innen einen neuen, optimierten, einfacheren Nutzen beim Einsatz der Geräte und Anwendungen zu bieten. In Big-Data-Analyseverfahren gewonnene Profile und Vorhersage-Modellen machen es möglich, so das Versprechen der Industrie. Von den gleichen Daten, Analysemodellen und Sozialen Graphen erhoffen sich Unternehmen, Behörden, Strafverfolger und Politiker aber auch höhere und effizientere Kontrolle und Steuerung sich in urbanen Räumen bewegender und handelnder Menschen.

In unserer Beschäftigung mit dem Thema wird die These plausibel, dass die zunehmende Vernetzung und die daraus resultierende Überwachung ein softes Regime etabliert, in dem die Disziplinierung von den Überwachten verinnerlicht wird. Zur Beschreibung dieses Regimes betrachten wir das Primats des Ökonomischen näher. Dabei sehen wir panoptische Effekte, die geeignet scheinen, das softe Regime innerhalb des SmartCity-Konzeptes automatisiert und autonom zu reproduzieren und zu perfektionieren (Everydayness). Bei der Analyse der Vernetzung urbaner Räume interessieren uns die Rolle von Public-Privat-Partnerships sowie die Untersuchung der Verwertungslogiken von Daten als „Überwachungskapitalismus“ (nach Shoshana Zuboff). Die oft unreflektierte Ableitung von Wirklichkeitsbeschreibungen aus den Ergebnissen von Big-Data-Analysen bildet einen weiteren Fokus bei der Annäherung an die SmartCity-Ideen. Technische Risiken und Abhängigkeiten, die sich aus der engen Kopplung hochintegrierter vernetzter Systeme ergeben können, ergänzen unsere Auseinandersetzungen. Schließlich bewegt uns die Frage, welche Auswirkung diese Dynamik auf den Modus des In-der-Welt-Seins für das Individuum und seine Privatsphäre haben könnte.

Unsere Aktivitäten zu SmartCity (Vorträge, Pressegespräche, Podiumsdiskussionen und Teilnahme an Veranstaltungen) finden sich hier.