Crypto macht Schule
CryptoParty Montessori 09. Dezember 2015
Dozenten: Rainer R. | Tobias R.
Let’s have a party!
- Einführung(Tobias)
- Warum digitale Selbstverteidigung? (Tobias)
- Grenzen digitaler Selbstverteidigung (Rainer)
- Praxis I (Tobias/Rainer)
- Praxis II (Tobias)
Let’s start a party!
Das Bündnis Privatsphäre Leipzig e. V. ist eine überparteiliche Bürgerinitiative mit dem Ziel, Überwachung, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie in einem breiten öffentlichen Diskurs zu thematisieren.
Wir treffen uns jeden ersten, dritten und fünften Dienstag des Monats immer 19:00 Uhr im Sublab. (Öffentliches Plenum)
CryptoParty is a decentralized, global initiative to introduce the most basic cryptography programs and the fundamental concepts of their operation to the general public.
Weitere Projekte (z. T. in Planung):
- regionale und überregionale Vernetzung
- Lesungen (z. B. zum Safer Internet Day)
- CryptoCon16 (Sublab)
- Aufklärungskampagne zur Profilbildung (Verfolgungsprofile)
- Aktionen
- Informationsveranstaltungen
CryptoParty Frühjahr 2016
- 13. Januar 2016 – Sicherer Surfen und Anonymisierung
- 10. Feburar 2016 – PGP und Passwörter
- 9. März 2016 – Messenger & Chats
- 13. April 2016 – Datei- und Festplattenverschlüsselung
- 11. Mai 2016 – Alternative Soziale Netzwerke und Cloud-Systeme
- CrpytoCon16 – vorraussichtlich im Mai 2016
Digitale Selbstverteidigung
Warum digitale Selbstverteigung?
Digitale Selbstverteidigung
Warum digitale Selbstverteidigung?
- Recht auf informationelle Selbstbestimmung (= Grundrecht) auch im digitalen Zeitalter wahrnehmen können
- Selbstverteidigung gegen Massenüberwachung, Vorratsdatenspeicherung, Tracking und Überwachungskapitalismus (BigData)
Digitale Selbstverteidigung
Digitale Selbstverteidigung als Aufklärungsmodell
Digitale Selbstverteidigung
Grundlegendes
- BigData als Profilbildung und Analysetechniken auf der Grundlage massiver Datensammlungen
- BigData als Geschäftsmodell
- Überwachung als Machttechnik
- Digitalisierung als Kulturwandel
- Welche Gesellschaft streben wir an? (Panoptikum, Banoptikum, Synoptikum)
CryptoWars 2.0/3.0
Angriff der Nachrichtendienste
Was tun?
Handlungsspielräume von Technik und Verhaltensänderung
- CryptoParties besuchen und weiterempfehlen
- mit Freunden und Familie über Digitalisierung und Privatsphäre diskutieren
- sich bei Apps und Sozialen Diensten über deren Datensammlung informieren, ggf. Alternativen verwenden
Was tun?
Literatur- und TV-Empfehlungen
Grenzen digitaler Selbstverteidigung
Verschlüsselung funktioniert. Richtig implementierte, starke Crypto-Systeme sind eines der wenigen Dinge, auf die man sich verlassen kann.
Schief gegangen
Beispiele von Sicherheitsbrüchen
Wie sich dagegen wappnen?
Risikoanalyse an Hand von Bedrohungsmodellen
Bedrohungsmodelle:
- beschreiben Möglichkeiten von Angriffen und decken Verhaltensweisen oder Übertragungswege und -formen auf, die mit Risiken verbunden sein können
- helfen Grenzen und Möglichkeiten von technischen Lösungen wie Ende-zu-Ende-Verschlüsselung oder Transportverschlüsselung besser einzuschätzen und eigenes Verhalten anzupassen.
Bedrohungsmodell
Analyse
Bedrohungsmodell
Kategorien
Bedrohungsmodell
Perspektiven
- von den Geräten oder Daten ausgehend (asset centric)
- aus der Perspektive des Angreifers gedacht (attacker centric)
Die W-Fragen
Schutzintressen und -rahmen
- Was möchte ich schützen?
- Wie wahrscheinlich ist die Notwendigkeit es schützen zu müssen?
- Vor wem möchte ich es schützen?
- Was sind die Konsequenzen, wenn der Schutz versagt?
- Wie viel Aufwand und Umstände möchte ich in Kauf nehmen und worauf möchte ich
verzichten, um es zu schützen?
Schutzgüter
Auswahl
- Passwörter
- Geld
- Dateien (private Fotos, Videos, Dokument, etc.)
- Chats, Unterhaltungen, Korrespondenzen
- Metadaten
- private Geheimnisse, Betriebsgeheimnisse
Angreifer
Beispiele
- Nachrichtendienste mittels Massenüberwachung (NSA, GCHQ, BND)
- (neugierige) Kolleg*Innen, Nachbar*Innen, Eltern, Schulkamerad*Innen usw.
- (neugierige) Sicherheitsbehörden (BKA, Verfassungsschutz)
- Diebe, kriminelle Elemente
- Unternehmen die Dienste anbieten um Profilbildung für Werbeeinnahmen zu betreiben
Folgen bei Schutzversagen
Beispiele
- Identitätsdiebstahl: Hacker/Script-Kiddie übernimmt Facebook-Account
- Autonomieverlust:
- Werbeanbieter liest und analysiert meine Daten
- Anbieter filtert oder liest Tweets, Facebook-Nachrichten, E-Books etc.
- Übernahme/Verlust des Geräts: Smartphone, Laptop, Tablet, E-Book-Reader
- Datenverlust: Messenger-App, welche es erlaubt übermittelte Bildnachrichten abzugreifen
Angriffspotentiale
Beispiele
- Familienangehöriger installiert Überwachungssoftware auf meinem Gerät (physischer Gerätezugriff)
- Angreifer*In könnte das LAN/WLAN ausspionieren (Zugriff auf den Transportweg der Daten)
- Angreifer*In könnte eine Website gefälscht haben (Phishing/Trojaner, Manipulation des Endpunktes der Kommunikation)
- Angreifer*In nutzt Sicherheitslücken in Applikationen (Manipulation des Systems)
Exkurs
Smartphones und Handys
Was tun?
Was tun Grundregeln und Gegenmaßnahmen
- Update, Updates, Updates
- Backups, Backups, Backups
- Virenscanner (+/-)
- Verschlüsselung/Verschleierung
- Unplugged: Sensible Daten auf System ohne Netzzugang aufbewahren und verschlüsseln
Grenzen

Fazit
Bedrohungsmodelle als Mittel zur Selbstermächtigung
- Bedrohungsmodelle unterstützen bei der Abwägung von Risiken in Bezug auf Datensicherheit und -schutz
- Bedrohungsmodelle identifizieren schützenswerte Güter (Assets), Angreifer*Innen, Risiken und Angriffspotentiale
- Identifizierte Bedrohungen können besser eingeschätzt werden (Entscheidung für oder gegen Maßnahmen)
Sicherer Surfen
- Sicher Surfen? Phishing, Tracking & Co.
- Sicherheit auf wackligen Beinen? – HTTPS (SSL/TLS)
HTTP
Was beim Surfen passiert (I)
HTTP
Was beim Surfen passiert (II)
Web Tracking I
Web Analytics
- Ziel: Quantitative Datenerfassung
- Erwartung: Rückschlüsse auf Werbeerfolge ziehen können
- Seiteneffekte
- Nutzer wird über eine längere Zeit identifizierbar
- Profilbildung und Analyse über mehrere Profile
- Relationen, Vernetzung, Big Data
- Anzahl der erfassten Daten vom genutzten Dienst abhängig
Web Tracking II
Web Analytics
- Anzahl der erfassten Daten vom genutzten Dienst abhängig
- Online-Shops
- Soziale Netzwerke (Walled Gardens)
- Streaming-Dienste (Achtung! Erlauben z. T. kein VPN, keine Proxies)
Web Tracking III
Web Analytics
Technische Umsetzung:
- Seitenabrufe (werden auf dem WebServer gesammelt)
- Like-Buttons, Tracker JavaScript
- HTTP Cookies
- Flash Cookie (LSO, Super Cookies)
- Verizon’s Perma-Cookie (X-UIDH, HTTP Header Injection)
- Browserfingerprint
You never read alone. Use this tool to explore how the global tracking industry is reading your online behavior.
Do not track
Gegenmaßnahmen gegen Cookies
- Initiative Do not track: Opt-Out-Verfahren
- Gegenmaßname gegen Cookies:
- Cookies deaktivieren (häufig keine Option)
- Browser Addons
- Gegenmaßname gegen Perma-Cookies (X-UIDH):
- ISP wechseln, wenn möglich oder Opt-Out (bei Verizon möglich)
- nur verschlüsselte Verbindungen (SSL/TLS) über VPN, Tor nutzen
Gefahren
- Passwortdiebstahl und Identitätsdiebstahl: Ein Passwort pro Dienst verwenden (→ CyptoParty zu Passwörtern)
- Einbruch in Anbieter-Datenbanken (Zugänge, Bankdaten, Kreditkarteninformationen)
- Viren und Würmer
- Trojaner
- Phishing (Online-Banking)
- Personenüberwachung: Bundestrojaner, FinFisher
HTTPS (SSL/TLS)
- HTTPS: Standardverschlüsselung beim Abruf von Websites
- SSL/TLS schützten die Übermittlung der Daten (Transportschicht)
- Komplexes Protokoll, mit zwei Hauptzielen:
- Verschlüsselung (Daten vor anderen verbergen)
- Identifikation (Können sich zwei Kommunikationspartner vertrauen?)
- Zertifikate auf Anbieterseite (Website, WebServer) notwendig (Vertrauensdilemma)
SSL/TLS Protokoll (II)
Broken Wing
SSL/TLS & Sicherheit (I)
Broken Wing
SSL/TLS & Sicherheit (II)
Broken Wing
SSL/TLS & Sicherheit (III)
Das Problem mit den Root Zertifikaten
Fallbeispiel: Online-Banking
SSL/TLS-Zertifikate in der Praxis
Sicherer Surfen
Add-Ons und Best Practices
Internetnutzung
- Datensparsamkeit
- nur in Ausnahmen echte Daten nutzen
- falsche Mail-Adressen, Weg-Werf-Mail-Adressen nutzen
- verschiedene Dienste = verschiedene Identitäten
- Pre-Payed/anonyme SIMs für mobile Nutzung
- keine Chronik (Privater Modus)/Daten beim Schließen löschen
- never trust anyone
before:use
- Nutzt Firefox!
- viele der vorgestellten Add-Ons nur unter Firefox verfügbar!
Firefox
Grundeinstellungen 1
- Allgemein: Startseite einstellen?
- Suchmaschinen: Automatismus nötig? Alternativen!
- Inhalt: DRM wirklich nötig?
- Anwendungen: Immer alles automatisieren?
Besser: speichern oder wenigstens nachfragen als Voreinstellung
- Datenschutz:
- nicht verfolgen aktivieren
- Chronik nach benutzerdefinierten Einstellungen
-> Chronik löschen -> Feineinstellungen vornehmen
Firefox
Grundeinstellungen 2
- Sicherheit:
- Pro/Contra attakierende Websites
- Passwörter speichern aus, sonst mindestens Masterpasswort
- Sync: Empfehlung unter Datenschutzgesichtspunkten: nicht verwenden
- Erweitert:
- Datenübermittlung: alles aus
- Update: Automatismen ausschalten (Kontrolle über meine Daten)
- Add-ons: Plugins kontrollieren, deaktivieren oder ggf. auf nachfragen setzen
RC4 deaktivieren
- veralteter Verschlüsselungsstandard der aber immer noch akzeptiert wird, von dessen Nutzung jedoch abgeraten wird
- how to do
- In Adressezeile Firefox "about:config" eingeben und versprechen vorsichtig zu sein
- In Suchfeld "rc4" eingeben
- Alle 4 Einträge auf "false" setzen
Alternative Suchmaschinen
Jenseits von Google (Beispiele)
Self Destructing Cookies
- Zerstört Cookies nach einer bestimmten Zeit
- Vorteil: Personalisierung und Wiedererkennung auf der Website verhindern
- Nachteil: Cookies teilweise gewünscht
- Funktionen
- Whitelist
- verschiedene Einstellungen
Random Agent Spoofer
- versucht Browserfingerprinting zu erschweren
- wechselt Browser- und Geräteprofile nach einer gewissen Zeit (einstellbar)
- wird spezifisch auf Firefox-Versionen zugeschnitten, von den Möglichkeiten die Firefox bietet beschränkt
uMatrix
- sehr mächtig
- blockiert Werbung sowie Tracker-Skripte und -Elemente
- ermöglicht eine sehr feingranulare Einstellung aller Funktionen unter der Oberfläche
Grundkonzepte
- Ende-zu-Ende-Verschlüsselung
- Perfect Forward Secrecy
- Problem: Asynchrone Nachrichten
Perfect Forward Secrecy
Späteres Aufdecken von geheimen Nutzerschlüsseln darf es nicht erlauben, früher aufgezeichnete Nachrichten zu entschlüsseln
→ neue Schlüssel für jede Nachricht
Kontaktfindung
→ Unvermeidbarer Zielkonflikt, Kompromisse
Asynchrone Tools
Schlechte Beispiele
- E-Mail: Sicherheit nicht Teil des Konzepts, PGP/GPP-Verschlüsselung aufwendig
- SMS: unsicher, aber Kontaktdaten gehen nur an Stellen (Provider), die sie schon haben
- Whatsapp: unsicher; lädt Kontakte hoch an den Betreiber
Asynchrone Tools
Signal I
- empfohlen
- SMS-Ersatz
- unempfindlich gegen kürzlich aufgetauchte Sicherheitslücke beim Autoplay von MMS (allerdings nur durch Abwesenheit von Autoplay)
- Lädt Hashes der Telefonnummern hoch (nur marginal besser)
- im Prinzip umgehbar, Server ist auch OpenSource
Asynchrone Tools für Mobilgeräte
Signal II

Signal
Apps für Mobilgeräte
Übersicht I
App |
Anmerkung |
Empfehlung |
|
Signal |
OpenSource, vertrauenswürdig, lädt Fingerabdruck des Telefonbuchs hoch (Kontaktidentifizierung), abhängig von PlayStore/AppStore |
✔ |
Threema |
nur Implementierung der Verschlüsselung OpenSource |
✔ |
Hoccer |
kein Audit, nicht OpenSource, Protokoll unbekannt |
✘ |
Apps für Mobilgeräte
Übersicht II
App |
Anmerkung |
Empfehlung |
|
Telegram |
keine vertrauenswürdige Verschlüsselung |
✘ |
Whatsapp |
keine vertrauenswürdige Verschlüsselung, Kontaktdaten beim Anbieter |
✘ |
SnapChat |
keine Verschlüsselung, App unsicher (Sicherheitslücken) |
✘ |
Hangout, Facebook-Chat |
keine Verschlüsselung, App protokolliert teilweise Nutzerverhalten |
✘ |
Tox
Was ist Tox
- dezentraler und verschlüsselter Messenger- und Videotelefonie-Software
- Skype ähnlich
- Peer-to-Peer
Features
- Chatten
- Telefonieren
- Videotelefonie
- Dateiaustausch möglich
- Gruppenchats
Toxy
- Client für Windows
- Windows 8 + Oberfläche (Metro-style)
- keine Emoji-Unterstützung
- keine Typing notification
- Proxys möglich → TOR
Pros und Contras
- „Online-Pflicht“
- frühes Entwicklungsstadium (viele Clients, unterschiedliche Feature Sets
- kein Audit
Browser Addons
Browser basierte Chats- und Messenger
Making crypto fun?
Browser basierte Chats- und Messenger
- Einfache Installation und Bedienbarkeit
- geringe Einstiegshürde
- hohe Verfügbarkeit (Browser auf vielen Systemen verfügbar)
- Browser? Sichere Umgebung? (JavaScript!)
- Vertrauliche Kommunikation?
- Ende-Zu-Ende-Verschlüsselung (OTR, Multiparty, mpOTR in Planung)
- Bedienbarkeit (Usability)
- Client ist Open-Source
- GruppenChats und verschlüsselte Dateiübertragung
- Mac OSX, iO App verfügbar (Android in Planung, Crowdfunding)
CryptoCat
Fazit
Chats und Messenger I
- Secure Messaging Scorecard
- Nur sichere implementierte Ende-zu-Ende-Verschlüsselungen bietet angemessenen Schutz
- Ende-zu-Ende-Verschlüsselung heißt, dass kein*e Angreifer*In die Nachrichten abfangen kann (Man-in-the-Middel); Nachricht kann nur vom Empfänger und Sender gelesen werden
- Apps/Chats sollten offene, von Experten anerkannte Protokolle verwenden und als OpenSource vorliegen
Fazit
Chats und Messenger II
- Herstellerversprechen sollte man kritisch prüfen (Audits? OpenSource? Protokolle?)
- Smartphones sind schwer abzusichern und unsichere Umgebung für Verschlüsselung
- Signal/TextSecure, ChatSecure für iOS/Android empfohlen
- Tox, Pidgin (OTR) für PCs und Laptops empfohlen
Übungeseinheit
Chats- und Messenger
Signal
- Singal-App installieren
- Freunde hinzufügen
- Gruppenchat einrichten
CryptoCat
- Browser-Addon installieren
- Gruppenchat einrichten
- Freunde einladen und chatten
- Toxy installieren
- Freunde einladen und chatte
- Telefonie und Videochat ausprobieren
Vielen Dank